Ich weiß nicht recht, wie ich diese Rezension beginnen soll. Viele Eindrücke sind mir aus dem 318-Seitenstarken Buch geblieben. Das Buch "
Eat & Run" von und über
Scott Jurek.
"Scott wer?" fragt ihr euch? Scott Jurek – veganer
Ultramarathonläufer (Ultraläufe sind alle Läufe, die über die Marathondistanz von 42,195 km hinaus gehen) aus den USA. Andere schreiben über ihn, dass er einer den weltbesten Ultraläufer war/ist. Er wurde beispielsweise von der Runners World (englische Edition) zu den
Top 8 Greatest Runners of All-Time gewählt. Seine Siege in zahlreichen Ultramarathonrennen sind Grundlage für diese und weitere Auszeichnungen. Ich habe eigentlich immer nur am Rande von so einem Buch gehört, das wirklich interessant ist - mir sagte auch nur der Buchtitel etwas, aber nicht der Mensch dahinter. Und so begann ich zu lesen.
Bereits in den späten Schuljahren begann Scott Jurek mit dem Lauftraining, um im Sommer für den Skilanglauf Ausdauer aufzubauen. In den ersten Kapiteln wird immer wieder betont, wie schwer Jurek es in seiner Kindheit hatte – arme Familie, kranke Mutter, kein verständnisvoller Vater. Und TROTZDEM hat er es an die WELTSPITZE geschafft. Das wirkte auf mich ehrlich gesagt nicht wirklich sympathisch. Ich war richtig verwirrt - auf den Fotos sieht Jurek total sympathisch und nett aus und in diesen ersten Kapiteln wirkt er überhaupt nicht so. Ich finde es ehrlich gesagt auch irgendwie komisch, wenn sich jemand selbst als Weltbester Ultramarathonläufer bezeichnet. Erst dann schaute ich mir das Cover des Buches genauer an und las den gesamten Titel: "
Eat & Run - Mein ungewöhnlicher Weg als veganer Ultramarathonläufer an die Weltspitze". Mhhh, da mich sein Weg trotzdem sehr interessierte und ich aber auch wissen wollte, warum so ein Hype um ihn gemacht wird (das Buch "Born to Run" machte ihn scheinbar berühmt - das steht dann als nächstes auf meiner Liste), las ich weiter.
Mit seinem Schulfreund Dusty Olson lief Jurek immer länger und weiter und startete schließlich, durch Dusty's Anregung hin, am College an seinen ersten Ultra. Nach seinem ersten Ultra, bei dem er gegen Dusty das erste Mal gewann, wie er selbst schreibt, packte ihn die Leidenschaft und er nahm an weiteren Ultramarathons teil – und gewann und gewann. Bei fast allen dieser extrem langen Läufe war
Dusty Olson sein "Hase", Pacemaker, Tempomacher, Motivator. Die meisten Kapitel beschreibt Jurek eigentlich "nur" wie die Läufe für ihn verlaufen sind. Meist leider nach dem gleichen Schema - er startet, hat ein Problem (andere schnelle Läufer, Verletzung, psychische Probleme, Dehydrierung etc.), überwindet dieses tiefe Loch und gewinnt.
Es ist ein bisschen schade, weil es mehr wie eine Aneinanderreihung seiner größten Erfolge wirkt. Über den Menschen "Scott Jurek" erfährt man leider nicht sooo viel. Beispielsweise habe ich mich im Laufe des Buches gefragt, wie seine Ehe das aushält, dass er so viel unterwegs ist und ständig läuft. Erst dann bemerkte ich, dass Jurek mit einem Ghostwriter zusammen gearbeitet hat. Das erklärte für mich einiges und ab da las ich das Buch anders.
Jurek lebt seit 1997 vegetarisch und seit 1999 vegan – da war er 26 Jahre jung. Er beschreibt in dem Buch neben seinen ganzen Läufen auch, wie er sich in der Ernährung erprobt hat und welche Lebensmittel ihm beim Laufen gut tun. So endet jedes Kapitel auch mit einem Rezept. Eins davon, das Winter-Chili auf Minnesota Art habe ich bereits getestet und kann sagen, dass es echt lecker ist. Allerdings haben die 4-5 Portionen bei uns Vielfraßen nur für drei gereicht :-D
Jedes Kapitel beginnt mit einem Motto bzw. einem passenden Zitat:
Ebenfalls beinhaltet jedes Kapitel eine "Lehreinheit" - beispielsweise über die Haltung, die Atmung oder wie man eben ein mentales Tief beim Laufen überwindet. Man lernt zudem, dass man einfach den Kopf ausschalten und weiterlaufen sollte. Jurek läuft auch mit Verletzungen und Schmerzen - der Körper ist stärker als man denkt. Und genau das möchte ich auch mitnehmen – das Zwicken im Knie ignorieren und einfach weglaufen, mich nicht mehr verrückt machen, wenn es nicht ganz rund "läuft".
Ich bin froh, dass ich das Buch gelesen habe, denn es ist wirklich erstaunlich, was dieser Mensch erreicht hat. Ich möchte jetzt zwar keinen Ultramarathon laufen, aber ich möchte weiter laufen. Und da muss ich sagen, dass Jurek's Buch wirklich motiviert. Der eigentliche Held in diesem Buch ist für mich aber auch Dusty Olson, der für seinen Freund immer alles stehen und liegen lässt, um ihn bei einem Rennen zu unterstützen. Da wird wieder deutlich, dass Laufen eben nicht unbedingt ein einsamer Sport sein muss.
*Das Buch wurde mir freundlicher weise vom Random House Verlag zur Verfügung gestellt. Danke!