Samstag, 15. Juni 2013

Vegan?! Und was kannst du dann noch essen?

Nun, diese Frage hört man als Veganer zangsläufig fast jedesmal, wenn man seine Lebensart "gesteht". Meist antwortet man (ich) darauf schlicht und einfach "Nee, da gibt es voll viel - man lässt nur die tierischen Produkte weg" und fängt an aufzuzählen, dass Hartweizenpasta, Reis und Kartoffeln ja schon vegan sind und Brot und Marmelade und und und.


Überall, wo ich essen war, hat man sich redlich bemüht, Fragen gestellt und Gedanken gemacht und ich bin jedes Mal lecker bekocht und vor allem satt geworden. Ja, aber manchmal passiert es auch, dass man tatsächlich nichts essen kann. Mir ist das ehrlich gesagt noch nie passiert, seit ich vegan lebe...
Nun war ich am Wochenende auf einer Hochzeit - eingeladen wurde zu einem der schönsten Fleckchen am Bodensee, mit der grandiosen Kulisse der Schweizer Alpen im Blickfeld. Das Wetter war traumhaft und mein veganes Dasein war bereits Wochen im Voraus bekannt gegeben - ich durfte sogar Menüwünsche äussern.
Nach einem langen aber sehr schönen Hochzeitstag saßen wir nun am Tisch und der Kellner fragte, wer denn vegan sei. Ich meldete mich und war zunächst beruhigt, dass man an mich dachte. Als man dann aber mein Steak- und Fischmesser nicht austauschte begann ich mich schon etwas zu wundern.
Dann wurde der erste Gang serviert: Meine Tischnachbarn erhielten eine Variation von Spargel mit Spargelcremesuppe, -mousse, -salat und Wildkräutersalat mit frittiertem Spargel. Ich erhielt den exakt gleichen Teller. Und stutzte. Ist das etwa vegan? Essen jetzt etwa alle vegan? Ich ahnte, dass da jemand vegan und vegetarisch vertauscht haben könnte und fragte den Kellner, ob da tatsächlich keine Sahne oder Butter oder Gelatine drin wäre. Er verschwand in der Küche und kam kurz darauf mit hoch erhobenen Händen wieder "Bloß nicht essen!" Anschließend servierte er mir einen Teller mit Kräutersalat und frittiertem Spargel.
Der zweite Gang wurde serviert - es gab Kräuterrisotto mit Fisch und ich bekam Kräuterrisotto (sichtbar ohne Parmesan) mit Frühlingszwiebeln. Jetzt haben sie es geschnallt, dachte ich froh bei mir. Vor dem dritten kam der Kellner und meinte, dass es ja nun ein Problem gäbe, da ich ja nichts essen würde. Was könne ich denn noch essen als Veganer. Ich stutzte und war verwundert - wo waren denn meine Vorschläge gelandet? Ich meinte dann einfach Kartoffeln und Gemüse sind super und da war der Kellner auch sehr erleichtert und versprach mir Grillgemüse, Spargel und Rosmarinkartoffeln. Mmh, ich weiß nicht recht, wie ich es ausdrücken soll, was mir dann durch den Kopf ging, als mein Teller serviert wurde. Da lagen Grillgemüse und Rosmarinkartoffeln und Spargel - höchstwahrscheinlich in Butter gedünstet, wie ich nach dem ersten Bissen feststellte. Uff.
Nach einer längeren Pause kam dann der vierte Gang - das Dessert. Wieder wurden die anderen zuerst bedient und erhielten einen Teller mit Creme Brülee, Jogurtmousse, Mangosorbet und Erdbeeren. Und ich? Ich erhielt - Trommelwirbel - den exakt gleichen Teller. Wohoo. Meine Tischnachbarn warfen mir bereits seit dem dritten Gang verstärkt traurige Blicke zu, aber jetzt hatte ich das volle Mitleid und das Unverständnis auf meiner Seite. Ganz ehrlich? Da war es mir dann echt zu blöd den Teller wieder zurück gehen zu lassen. Beim ersten Löffel merkte ich, dass das Sorbet sicher auch mit Sahne gemacht war und "stürzte" mich deswegen auf die drei Erdbeeren. Dafür freute sich jemand über die extra Creme Brülee. Als mein Teller mit der vollständigen Mousse und dem geschmolzenen Sorbet abgedeckt wurde, fragte auch niemand danach. Es interessierte die Leute schlichtweg nicht. Wenn ich an diesem Abend erst bekannt gegeben hätte, dass ich mich vegan ernähre, dann hätte ich es teilweise verstanden, aber die Küche war bereits seit Wochen im Voraus informiert und hätte sich doch wenigstens bemühen können, finde ich. Oder erwarte ich da zuviel? Hätte ich mein eigenes Vürstchen mitbringen sollen?
Es ist einfach traurig, dass manche Köche keine Fantasie oder Lust haben, sich etwas anderes zu überlegen oder dass man einfach vergessen wird. Ich muss keine Extravurst haben - vor allem nicht, wenn wie an einem solchen Tag ein junges, wunderhübsches, liebes Paar im Mittelpunkt steht. Aber ich möchte einfach auch satt werden und auch nicht als vierten Gang schon wieder etwas eindeutig nicht-veganes serviert bekommen. Das nenne ich frech und respektlos. Und das sollte sich keine Küche leisten.

Aaaaaaber um positiv zu enden: Es war eine wunderhübsche, sonnige, lustige, rührende Hochzeit mit traumhaften Wetter, grandioser Kulisse und einem zauberhaften Brautpaar!

14 Kommentare:

  1. Puh, das finde ich auch echt traurig. MEin Vater war Koch und er hätte geflucht. Und er hätte sich bemüht, etwas hinzubekommen. Der Kunde ist schließlich König und zahlt. Find ich schon reichlich armselig und traurig. :( Hätt mich interessiert, ob der Chef in der Küche war - geht man ja mal von aus bei so ner großen Gesellschaft...
    Du erwartest nicht zu viel - ganz gewiss nicht. Manche kriegen´s einfach nicht gebacken und fragen auch nicht nach, wenn sie was nicht verstehen. Tut mir sehr Leid für dich.

    LG, Frau Momo

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  2. Nein ich finde nicht, das das zuviel verlangt ist, vor allem, wenn es schon lange vorher bekannt ist.
    Hätten sie einem Allergiker auch alles vorgesetzt, das er nicht essen darf? Vermutlich nicht, und ich sehe da keinen Unterschied!

    Ärger dich nicht *tröst*
    Grüßle, jessi

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  3. Schön, dass Du es nicht persönlich nimmst =)...aber ganz im Ernst: bei solch gehobener Küche erstaunt mich das schon...

    herzliche WE-Grüsse

    Ignoranz ist die Toleranz unserer Zeit.
    © Erhard Blanck, (*1942), deutscher Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler

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  4. Danke für eure lieben Worte! Ich ist mir ehrlich gesagt immer etwas unbehaglich, vegane Extras zu wünschen - aber ihr habt ganz recht - es darf ja jeder essen was er möchte und wenn ich lactose-intoleranz gehabt hätte, wäre das auch ein no-go gewesen!

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    1. Verstehen kann ich dein Unbehagen absolut. Geht mir ähnlich. Deswegen versorge ich mich meistens selbst oder nehme halt, was mgl. ist (Salat, Pasta). Aber ich habe ein paar Jahre in der Gastro-Szene gearbeitet und komme eben aus ner Hoteliers-Familie. Geht gar nicht, ist aber leider gang und gäbe. Dabei könnten sie mit so was ja echt punkten - grad, wo du doch bloggst. Vielleicht erwähnst du das einfach demnächst mal! Ist ja schließlich ne tolle Gelegenheit für die, sich ins Zeug zu legen und neue Kunden zu ziehen!

      LG, Frau Momo

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  5. Ich finde auch nicht, dass Du zu hohe Erwartungen hast. Ein gutes Restaurant sollte bei rechtzeituger Vorankündigung ein Gemüsegericht auf die Beine stellen können und ein Nachtisch aus Obst ist ja wohl auch kein Hexenwerk, und wenn es nur ein Obstsalat ist. Außerdem gehört in ein Sorbet keine Sahne rein *Kopf schüttel* Ich habe bisher zum Glück nur gute Erfahrung gemacht, wenn man im Restaurant vorher Bescheid gibt.

    Tut mir wirklich leid für Dich, beim nächsten Mal wird es bestimmt besser. Wir müssen nur geduldig sein ;)

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  6. das ist mir auch schon passiert. und nein, du hast recht: es ist einfach dreist, dumm und geschäftsschädigend

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  7. Oh nein, das hört sich echt blöd an. Vor allem weil es nach deinen Erzählungen ein schickes Restaurant gewesen sein muss..
    Ich war das letzte Wochenende auch auf einer Hochzeit eingeladen. Die Braut hat 1 Tag vorher Bescheid gegeben und ich wurde sehr sehr gut bekocht! Alle wollten mein Essen haben und riefen dem Kellner nach "hey ich bin auch vegaaaaaaner!" :D

    Ich poste bald mal ein paar Bilder auf meinem Blog.

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  8. Mir ist es auch immer unangenehm Extrawünsche zu äußern.Ich war vor kurzem auf einer Konfirmation. Es gab verschiedene Menüs zu Auswahl. Nix rein veganes. Kann ich mit Leben. Um keine Unannehmlichkeiten zu bereiten, bestellte ich ACHTUNG : Reis mit Gemüse. Der Blick des Kellners sprach Bände. Ich bat noch darum, bitte keine Saucen, Käse, Butter o.ä. darüber zu geben, was der Kellner mit einer Geste untermauerte, die genauso abwertend wie sein Gesichtsausdruck davor war. Als mein Essen kam, war auf dem Gemüse Hollandaise und der Reis war in Butter getränkt ! Ich war satt - Danke !
    Gott sei Dank ist das nicht die Norm.
    LG aus dem Norden Nadine

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  9. Regina, ich seh das genau so wie Lea und hätte darum für diesen "gehobenen" Laden nur drastische Ausdrücke übrig, die ich hier lieber nicht äußern möchte. Ich könnte dann nur noch Negativwerbung für so einen ignoranten Schuppen machen, weil ich es das Allerletzten finde! Glücklicherweise ist es ansonsten besser geworden und mir wird in Lokalen völlig normal begegnet, das ist ja schon mal was. Und veganes Fruchteis krieg ich bei mir um die Ecke, 5 Sorten! An Deiner Stelle wäre ich ob der dummen Geringschätzung sehr verärgert gewesen. Wahrscheinlich hätte ich dann etwas abseits unter 4 Augen mit der Geschäftsleitung gesprochen, um den Ärger loszuwerden. Das ist keine indirekte Kritik an Dir sondern ev. auch eine zukünftige Option. Aber eigentlich wünsch ich Dir, dass es nicht wieder passiert! Liebe Grüße von Doris, der Anemone

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    1. Hi Anemone! Ja ich hab auch überlegt, ob ich dem Kellner mal sagen sollt, dass ich es frech fand was sie mir da servierten. Aber es war sonst eine sehr schöne Feier und zum Glück hatte ich nen Riegel in der Tasche ;-)
      Ich weiß jedenfalls, dass ich dort nicht mehr hingehen werden.

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  10. Oh Gott, das ist ja echt furchtbar dass die Küche eigentlich bescheid wissen sollte und der Koch nach mehrmaligem Nachfragen immer noch das falsche serivert -.- *ich bin in gedanken bei dir* :D Aber so schwer ist das nun auch nicht zu händlen wie ich finde.
    Ich selbst bin zwar nicht vegan, aber die Schwester meines Freundes und wenn Sie zu besuch kommt wird eben für alle ein bisschen umgestellt, das finde ich nicht schlimm und die meisten schmecken den Unterschied ja auch gar nicht...
    Hätte gerne mehr vom Rest der Hochzeit gesehen, hast du Fotos gemacht? Ein paar Anregungen hier auf dem Blog? (ich bin echt süchtig nach Hochzeiten musst du wissen) :D

    Liebe Grüße
    Mary

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  11. Oh wie schade. Ach manchmal versteh ich das echt einfach nicht. Ich bin ja zusätzlich zum Vegetarier-dasein auch noch mit ein paar Intoleranzen (Laktose und Histamin) gesegnet und trotzdem ist es manchmal, auch mit wochenlanger Vorankündigung, nicht möglich, dass ich etwas milchfreies serviert bekomme.... Mir ist aufgefallen, dass es häufig so ist, je edler und vornehmer das Restaurant, um so unflexibler. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber wir waren zB vor einer Woche in einem sehr vornehmen Hotel in toller Lage mit Rheinblick speisen. Ich hab zwei Wochen vorher Bescheid gegeben, dass ich vegan esse. Was bekomme ich als ersten Gang: Salat mit Fischtartar. Das wäre ja kein Fleisch. Argh. Und ja der Spargel war auch mit Butter. Und das Schmandhäubchen auf dem grünen Salat, war auch nicht so ganz verträglich. Aber immer meckern will ich ja auch nicht. Aber wenn das Essen sonst weggeschmissen wird, ist das ja auch Mist.
    Wie gesagt, es gibt auch Ausnahmen, da bin ich dann immer so gerührt und dankbar, wenn das problemlos klappt...
    Lg Simone

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  12. http://laveganee.blogspot.de/2013/06/positive-uberraschungen-vegan-im.html

    Hab's gerade hochgeladen :) Das es auch Gott sei Dank anders funktioniert. Hoffen wir das es bald ganz viele Restaurants gecheckt haben.

    Viele Grüße

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